Enduro-WM nun richtig in Gang gekommen

Nachdem der erste Lauf zur „Maxxis FIM Enduro World Championship“ 2018 Mitte März in Lake Paijänne in Finnland diesmal nur den Seniorenklassen vorbehalten war, trat man am letzten April-Wochenende beim zweiten Saisonlauf im nordspanischen Santiago de Compostela geschlossen an. Konkret heißt das, dass neben den EnduroGP-Top-Klassen E1, E2 und E3 auch die Protagonisten der Junior- sowie der Youth-Enduro-Weltmeisterschaft ins Geschehen eingriffen. Beim sicherlich spannungsgeladenen Saisonfinale vom 12. bis 14. Oktober in Rüdersdorf nahe Berlin werden dann zusätzlich die Damen bei diesem einen und für sie alles entscheidenden Rennen ihre Weltmeisterin 2018 ermitteln.

 

Nachdem in Lake Päijänne am ersten Tag der eis- und schneegeprüfte finnische WM-Gaststarter Aleksi Jukola am besten mit den landestypischen schwierigen Bedingungen zu dieser Jahreszeit zurechtkam und Tagessieger wurde, entschied dessen Landsmann und zweifacher Enduro-Weltmeister Eero Remes den zweiten Fahrtag für sich.

 

Am Zielort des Jakobsweges in Nordwest-Spanien waren die äußeren Bedingungen dann weit weniger speziell, zumindest am ersten Fahrtag. Wenngleich es keine große Überraschung war, deutete der Italiener Alex Salvini schon beim zuschauerfreundlichen Super-Test am Freitagabend an, dass er diesmal großes vor hatte. Im vorigen Jahr gewann der ehemalige Motocross- und 2013 Enduro-Weltmeister den Akrapovic-Super-Test-Award, doch auf Grund diverser Verletzungen kam er in der Klasse EnduroGP nicht über den elften WM-Endrang hinaus. Bei der Extrem-Kompakt-Veranstaltung in Santiago de Compostela war er jedoch auch am Ende des ersten regulären Fahrtages der große Gewinner. Mit der Prüfungsbestzeit beim ersten Befahren des Extrem-Tests untermauerte er seine Ambitionen und verteidigte seine Führung, bis auf eine kurze Unterbrechung, auch bei den folgenden Zeitenjagden.

 

Beim fünften von zwölf Special Tests übernahm nämlich Steve Holcombe das Zepter, doch gleich darauf hatte der amtierende EnduroGP-Weltmeister großes Pech, als er bei der zweiten Durchfahrt der seenhaften Sektion des Cross-Tests Wasser in die Air-Box bekam und den Luftfilter wechseln musste. Dabei verlor er über eine Minute und fiel im Ranking weit zurück. Alex Salvini übernahm somit die Führung wieder und behielt sie bis zum Schluss.

Alex Salvini gewann in Santiago de Compostela nach dem Prolog auch den ersten Fahrtag

Mit einem starken Finish schob sich Eero Remes von seinem zwischenzeitlichen sechsten Platz sukzessive nach vorn, um sich bei der letzten Sonderprüfung des Tages noch Rang zwei vorm Franzosen Loic Larrieu zu sichern. Damit hatten ausschließlich Piloten der mittleren Klasse E2 die ersten drei Plätze der klassenübergreifenden und deshalb wichtigsten Overall-Wertung belegt.

 

Dahinter folgten die Brüder von der weltberühmten britischen Isle of Man, Jamie und Daniel McCanney. Während Jamie, der jüngere der beiden, gleichzeitig die Klasse E1 für sich entschieden hatte, durfte auch Daniel als Bester der E3 bei der Klassen-Siegerehrung auf die oberste Stufe.

 

Bei den Junioren gewann der Italiener Matteo Cavallo die Scratch-Wertung und damit natürlich auch die Klasse J2 vor dem Briten Jack Edmondson, dem Sohn des zweifachen Ex-Weltmeisters Paul Edmondson, und Enric Francisco vom Gastgeberland. In der J1 ging der Sieg ebenfalls nach Italien, und zwar an den als Gesamtsieger der Youth-Klasse 2017 aufgestiegenen Andrea Verona. Der Spanier Kirian Mirabet und der Franzose Jean-Babtiste Nicolot flankierten ihn bei der Pokalübergabe.

 

In der Youth-Enduro-WM der unter 20-Jährigen setzte sich der Schwede Joakim Grelsson durch und verwies den Belgier Matthew van Oevelen sowie den Brasilianer Ruy Barbosa auf die Plätze. Ebenfalls hier am Start waren die beiden Deutschen Jan Allers aus Nützen in Schleswig-Holstein und Florian Görner aus dem Erzgebirge. Mit unterschiedlichen Tendenzen belegten sie am Ende die Plätze elf und 19. Während Jan Allers nach zwei Stürzen am Tagesanfang trotz verbogenem Lenker Plätze gutmachte, kassierte der erst 17-jährige Drebacher nach einer knapp verpassten Zeitkontrolle eine Strafminute und fiel zurück.

 

Am zweiten Fahrtag hieß das Motto „agua statt sol“ denn die spanische Sonne wurde überwiegend in flüssiger Form dargereicht. Dabei war das Wetter so wechselhaft, dass teilweise auf einer Sonderprüfung innerhalb einer Klasse unterschiedliche Bedingungen herrschten.

 

So wechselhaft wie das Wetter war auch die Reihung. Hatten am Vortag sechs Fahrer die Test-Bestzeiten markieren können, wobei die Führung im Klassement nur zwei Mal wechselte, waren es am Sonntag zwar nur fünf verschiedene schnellste Piloten, dafür wechselte bis zur Halbzeit sechs Mal die oberste Position der kumulierten Zeitentabelle. Danach trumpfte der Pechvogel vom Vortag, Steve Holcombe, ganz groß auf, markierte fünf von sechs Bestzeiten und fuhr somit zum souveränen Tagessieg. Zweiter „Overall“ wurde Jamie McCanney und Dritter Alex Salvini, womit alle drei Klassensieger bei der wichtigsten Siegerehrung auf dem Podest vertreten waren. Mit dem Franzosen Loic Larrieu, Eero Remes und Christophe Chalier kamen die hinter Alex Salvini klassierten E2-Piloten ins Ziel, gefolgt vom E3-Zweiten Christophe Nambotin sowie den E1-Siegerehrungsteilnehmern Brad Freeman und Antoine Basset, ebenfalls aus Frankreich. Platz 15 in der Scratch-Wertung reichte dem nächsten Franzosen, Anthony Geslin, um bei der Siegerehrung der schwach besetzten E3-Kategorie als Dritter beiwohnen zu dürfen.

Am zweiten Tag schlug der amtierende EnduroGP-Weltmeister zurück

Am zweiten Tag war der J1-Pilot Andrea Verona sogar der Schnellste aller Junioren und verwies die Franzosen Theophile Espinasse und Antoine Magain auf die Klassen-Plätze. In der J2 hatten die Italiener Davide Soreca und Matteo Cavallo die Nase vor David Abrall, ebenfalls aus Frankreich.

 

Die Youth-Klasse gewann Matthew van Oevelen vorm Finnen Hugo Svärd sowie Ruy Barbosa. Während Jan Allers mit den schwierigen und schmierigen Bedingungen nicht gut zurechtkam und sich als 14. dennoch nicht verstecken brauchte, spielten diese Florian Görner gewissermaßen in die Hände, so dass er sich am Tagesende über den neunten Rang unter den ursprünglich 20 Gestarteten freuen durfte.

Jan Allers (li.) und Florian Görner vor der berühmten Kathedrale am Ende des Jakobsweges

Gleich am kommenden Wochenende geht es mit der Enduro-Weltmeisterschaft 2018 in Castelo Branco weiter. Auf den weiteren Stationen Tallin in Estland, Arco di Trento und Edolo, beides in Italien, sowie Hawkstone Park in Großbritannien können sich die Teilnehmer in Position fürs große Finale vom 12. bis 14. Oktober in Rüdersdorf bringen.