50 Jahre MC Woltersdorf

Der MC Woltersdorf war der zweit gegründete Club nach dem MC Fürstenwalde im ehemaligen Bezirk Frankfurt/Oder. Die Gründungsurkunde trägt den Eintrag vom 22. März 1958. Als ADMV – Club organisierte der Verein am 24. Mai 1959 sein 1. Trial und gehörte damit zu den Veranstaltern in der ehemaligen DDR, die den Grundstein für eine neue Sportart legten.

Gründungsversammlung des MC Woltersdorf

Die Jahre zwischen 1955 und 1959 waren motorsportlich geprägt von Trials, Geländefahrten und Motocross-Wettbewerben auf dem „Schüttering“. Durch das Errichten von Bungalows am Waldrand, zur Feldseite zwischen Woltersdorf und Schöneiche gab es dann Probleme mit diesem Kurs, Lärm, Staub, Parkplatzsuche und Bebauung. Am 5. Juni 1966 wurde auf dem traditionsreichen Kurs der letzte Wettbewerb organisiert.

Start am Schüttering

Und da die Sportfreunde in Woltersdorf immer zum richtigen Zeitpunkt irgendwelche Ideen hatten, wurde im gleichen Jahr eine neue Veranstaltung – der „Novemberpokal“ ins Leben gerufen. Am ersten Novemberwochenende riefen die Woltersdorfer Organisatoren nunmehr zum Saisonhalali auf. Die besten polnischen Fahrer aus den Städten Swidnik, Krakow, dann Wroclaw sowie später Katowice, Ricany/CSSR und natürlich aus dem eigenen Land fanden den Weg in die berliner Randgemeinde. Verbunden mit prächtigen Siegerehrungen und Tanzveranstaltungen in der Gaststätte „Bellevue“ bleiben die erlebnisreichen Stunden bis heute in bester Erinnerung.

Neben dem Leistungssport stand schon vor 20 Jahren der Tourismus auf dem Programm. Ausfahrten mit PKW und Krad in die schönsten Gegenden wurden organisiert. Wohl niemand wird die schönen Stunden im F 8, Opel oder mit der EMW, AWO und NSU auf dem holprigen Pflaster im Kirnitzschtal bei Bad Schandau vergessen. Auch bei „Schmuddel-Joachen“ in der CSSR waren die Touristen gern gesehen, und in Jablonec mussten die Woltersdorfer an Bettlaken aus dem Fenster klettern, weil das Zimmer angeblich „verwechselt“ wurde. Unter Leitung von dem leider viel zu früh verstorbenen Sportfreund Harald Müller erlebten die Touristikfahrten in den 90er Jahren eine neue Blüte. Conny und Detlef setzen das Erbe fort – jährlich werden 2…3 Fahrten unternommen; mal in schöne Gebiete, mal zum Schlachtefest oder zum Stollenkauf ins Erzgebirge.

Mit selbstgebauten Mopeds meldeten sich Anfang der siebziger Jahre junge Motorsportler zu Wort. Kleine Motocross – Wettbewerbe in den Kiesbergen mit 50 ccm – Maschinen wurden organisiert. 1973 hatte sich eine stattliche Anzahl von 25 Jugendlichen zum MC gesellt, so dass der Gründung einer Jugendgruppe nicht mehr im Wege stand. Es wurden bis 1978 jährlich zweimal Motocrossrennen selbst organisiert oder Motorradfahrertreffen durchgeführt. Als viele der damals Jugendlichen dann Mopeds wie „Star“ und „Habicht“ oder Motorräder besaßen, fuhr man nach Szczecin oder Teutschenthal zum Motocross, nach Teterow zum Bergringrennen, Lübbenau und Wriezen oder in Jugendherbergen und preiswerte Pensionen in Chemnitz, Gotha, Finsterbergen, Stralsund, Eisenach, Plauen oder Klingenthal, um „allerlei“ zu erleben.

Eine Rallyesektion wurde im Club Mitte der 70er gebildet. Eigene Bezirksmeisterschaftsläufe standen mehrmals auf dem Programm. Nach 4 Jahren löste sich die Rallyesektion wieder auf. Seit 3 Jahren ist der in Erkner wohnende Jürgen Neumann erfolgreich mit einem BMW in dieser Sportdisziplin unterwegs.

Das Jahr 1976 endete für den Club mit einem tragischen Ereignis. Jürgen Bibach, der „Macher“ des Clubs und Quell ständig neuer Ideen, verstarb an den Folgen eines Autounfalls einen Tag nach dem „Novemberpokal“. Ihm zu Ehren erhielten am 6.11.1977, im Beisein ausländischer Sportfreunde, die Kiesberge den Namen „Jürgen- Bibach- Motorsportstätte“.

Doch es wäre nicht in seinem Vermächtnis gewesen, wären die Motorsportler in Woltersdorf verzagt. Heinz Friedrich aus Grünheide war 1977 der neue Fahrtleiter mit guten Ideen – man sah zwei Trialfahrer aus der Schweiz am Start. Die Aktion endete mit einem „Funktionärsverbot“ für zwei Jahre, das aber auf Drängen des damaligen Vorsitzenden, Werner Kroll und Geschäftsführer Egon Schönefeld, in Berlin vorzeitig wieder aufgehoben wurde.

Mit Beginn der achtziger Jahre gab es im Club zwei starke Sektionen. Die Motorwassersportler präsentierten sich mit eigenen Veranstaltungen – ihrem jährlichen Bootskorso anläßlich des Sommerfestes, der Durchführung von Lehrgängen für zukünftige Bootsführer sowie technischen Abnahmen bis hin zum immer weiteren Ausbau des Bootsgeländes.

Und dann gab es die Trialsportler im Club, die immer nach der Weiterentwicklung dieser Diszipliln trachteten. Rund um den Aussichtsturm in den Kranichsbergen wurden der Wurzelberg bzw. die Todesbahn als Sektion (fahrbares, natürliches Hindernis) immer weiter ausgebaut. In die Kiesberge wurden LKW- weise Steine gefahren und per Hand zur 50m langen Sektion „geformt“. Ein Parkplatztrial 1984 – erstmalig in der DDR – zog am Sonntag nach dem „Novemberpokal“ viele Schaulustige zur Schleuse. Trialsektion aus künstlichen Hindernissen an der Schleuse Und ein Jahr später wurde dieses Spektakel auf der Maiweise, dem Startort, nach dem „Ausfall“ des „Bellevue“ – wiederholt. Der Journalist Eberhard Pester schrieb damals: „Die Zeit des Wiener Walzer im Trial ist vorbei, es beginnt das Zeitalter des Rock and Roll. Er sollte Recht behalten. Im Stand die Maschine in Position bringen, in Ruhe verharren, das Umsetzen, Rückwärtsrollen ohne Bodenberührung waren Kunststücke der neuen Meister. Die Konkurrenz wurde immer übermächtiger. Die guten Platzierungen bis Ende der siebziger Jahre, geprägt durch Bernhard Pietsch, Klaus Scholz, Arno Kupke, Michael Löchelt, Peter Domaschke, Detlef Kroll und Peter Rauer wurden nicht mehr erreicht. Trotzdem waren jedes Jahr Vereinsaktive dabei: Gerd Triemer, Ralf Gettel, Michael Wurster, Lars Stechert, Frank Kuczera, Thomas und Martin Rauer, Thomas Kupke, Christian Berger oder Frank Greulich …um nur Einige zu nennen.

Eine neue Sportart hielt 1992 „Probe weise“ ihren Einzug. Geländewagentrial mit Allrad angetriebenen Wagen sollte erstmals organisiert werden. Die Interessengruppe um Brita Rülicke, Frank Masureck und Norbert Schneider wuchs – 1993 dann der erste Prädikatslauf um den „DMV-Off-Road-Cup“. Die Aktiven aus den alten Bundesländern lobten dabei nicht nur das anspruchsvolle Gelände im Tagebau Rüdersdorf und die Fachkompetenz der Sektionsbauer. Die Siegerehrung auf dem Dampfer, die Busfahrt nach Berlin, handgeschnitzte Holzpokale oder ein Off- Road- Jahreskalender waren für die „Szene“ einmalig. In diesem Jahr ist die Sportart nunmehr 20 Jahre alt.

2003 fand eine neue Interessengruppe im Verein ihre Heimstadt – sie wollte den Endurosport einführen und hatten von Anfang an unter der Leitung von Wolfgang Buske klare Vorstellungen. Ein Jahr später war es soweit, am ersten Novemberwochenende wurde mit einer Geländefahrt die Tradition des „Novemberpokal“ fortgesetzt. Waren es zu Beginn 75 Teilnehmer, kamen im zweiten Jahr schon über 100. Und 2007 mussten nach 185 zugelassenen Fahrern weiteren 20 Interessenten abgesagt werden. Erstmals fand dann 2012 ein lizenzierter Wettbewerb statt – das Finale der Deutschen Enduromeisterschaft. 245 Aktive waren am Start und ca. 190 im Ziel. Die Einschätzung des erstmals in Woltersdorf weilenden Sportkommissars: „Das war organisatorisch Europameisterschaftsniveau“.

Doch nicht nur die Organisation der eigenen Geländefahrt wurde zum Mittelpunkt des Geschehens, zwischenzeitlich zählt die 70 Personen starke Endurosektion über 40 aktive Geländefahrer und Crosser. Einige davon starten zur deutschen Meisterschaft und Europameisterschaft. Christoph Lessing, Marcus Drenske, Sebastian Günther und Christian Brockel nahmen sogar an den Jahreshöhepunkten, den Sechstagefahrten (Sixs Days) erfolgreich teil.

Unser Team in Finnland

Es wäre nicht der MC Woltersdorf, wenn nicht die Suche nach neuen Projekten die Mitglieder des Clubs in irgendeiner Form immer wieder neu motiviert. Ob Oldtimerrallyes oder Ausstellungen im Museumspark, Trainingslager im benachbarten Polen oder hiesigen Brandenburg bis hin zu Vorführungen beim Festumzug oder das „kräftige wegziehen“ einer Straßenbahn am Seil. Die Zeiten in den 50iger Jahren waren sicherlich ganz anders als heute, aber die Motivation, im Verein mit Freunden Sport zu treiben, hat sich wie ein roter Faden durch die fünfeinhalb Jahrzehnte gezogen. Allen, die bisher mitgewirkt haben, ein großes Dankeschön und allen, die mitmachen möchte, ein herzliches Willkommen. Harald Täger

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